Interview des Generalkonsuls Feng Haiyang durch die "European Times" zum Aufbau der neuen Seidenstraße
2015/03/10

Am 09.03.2015 wurde der in Düsseldorf ansässige Generalkonsul Feng Haiyang von der „European Times" zum Aufbau der neuen Seidenstraße interviewt, hier der vollständige Wortlaut:

European Times: Die Strategie „One Belt, One Road" hat sich in diesem Jahr zu einem der meistdiskutierten Themen des Nationalen Volkskongresses und der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes entwickelt. Uns ist aufgefallen, dass Sie seit Ihrer Amtsübernahme auf Außenhandelsveranstaltungen vielfach Ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen haben, dass der Austausch und die Kooperation zwischen China und Nordrhein-Westfalen eine noch größere Wirkung auf die „neue Seidenstraße" entfalten mögen. Worin ist dieser Wunsch begründet?

Feng Haiyang: Als Staatspräsident XiJingping im März letzten Jahres Deutschland besuchte, besichtigte er auch in Nordrhein-Westfalen den Duisburger Hafen. Damals arbeitete ich noch in Honghezhou in der Provinz Yunnan. In den Nachrichten sah ich, dass Xi Jinping gemeinsam mit führenden Politikern aus Deutschland und Nordrhein-Westfalen gemeinsam an den Bahnsteig kam, wo nach dem Erklingen von drei Gongschlägen ein Zug, der über die Transitverbindung der „Yuxinou"-Eisenbahnmagistrale aus Chongqing gekommen war, mit Gütern vollbeladen, langsam einfuhr. Die deutschen Spitzenpolitiker sagten bei der Willkommenszeremonie ganz klar, dass man die neuen Chancen, die die Initiative des Wirtschaftsgürtels Seidenstraße für Nordrhein-Westfalen mit sich bringe, beim Schopfe packen und die Kooperation mit China stärken wolle. Diese Szene, die den Beginn von etwas ganz Neuem markierte, und besonders die Tatsache, dass XiJinping hier mit gutem Beispiel voranging und seiner Ankündigung, den Wirtschaftsgürtel Seidenstraße aufzubauen, Taten folgen ließ, haben bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Nach meiner Amtsübernahme als in Düsseldorf ansässiger Generalkonsul der Volksrepublik China habe ich mit meinem Team die Wegbereitung und den Brückenbau für den Aufbau der „neuen Seidenstraße" zu einem Arbeitsschwerpunkt des Generalkonsulats gemacht, in der Hoffnung, durch die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Beteiligten innerhalb des Konsularbezirks die positiven Faktoren meines Landes und Nordrhein-Westfalens weiter miteinander zu verschmelzen und die dominanten und potentiellen positiven Energien beider Seiten noch mehr miteinander zu verbinden. Auf diese Weise soll der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen China und Nordrhein-Westfalen den malerischen Rahmen für die Strategie beider Länder hinsichtlich ihrer Kooperation zum beiderseitigen Gewinn und der Öffnung bilden, und Nordrhein-Westfalen beim Aufbau des Wirtschaftsgürtels Seidenstraße mehr und mehr die Funktion eines Dreh- und Angelpunkts übernehmen.

European Times: Welches sind die einzigartigen Vorzüge von Nordrhein-Westfalen für den Aufbau des Wirtschaftsgürtels Seidenstraße?

Feng Haiyang: China und Deutschland liegen jeweils an den beiden Enden des Wirtschaftsgürtels Seidenstraße, und sie sind zwei große Wirtschaftsmächte und Wachstumspole Asiens und Europas. Nordrhein-Westfalen ist eines der deutschen Bundesländer mit der höchsten Bevölkerungsdichte, der größten Wirtschaftskraft und dem höchsten Bildungsniveau. Im vergangenen Jahr betrug sein Anteil am deutschen Bruttoinlandsprodukt 23%. In einem Radius von 500 km um die Landeshauptstadt Düsseldorf leben 150 Millionen Menschen, die fast über die Hälfte der Kaufkraft der gesamten EU verfügen. Das Bundesland ist ein „Doppelchampion", sowohl im Hinblick auf den gesamtdeutsch-chinesischen Handel als auch die gegenseitigen Investitionen beider Seiten, derzeit sind hier bereits fast 900 chinesisch investierte Unternehmen ansässig, über 2.700 Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen haben in China investiert oder dort Vertretungen aufgebaut. Das Bundesland ist zudem ein zentraler europäischer Verkehrsknotenpunkt und verfügt über ein gut ausgebautes integriertes Verkehrs- und Transportnetz sowie ein Logistiksystem für den internationalen Handel. Das hier gelegene Duisburg als wichtiger europäischer Binnenhafen ist die einzige Stadt Europas mit mehreren durchgehenden Güterzügen direkt nach China, wovon sich die „Yuxinou"-Eisenbahnmagistrale von Chongqing nach Duisburg als Vorreiter der Überlandverbindung zum Wirtschaftsgürtel neue Seidenstraße bereits zu einer internationalen Eisenbahn-Transitverbindung zwischen den beiden großen Märkten Europa und Asien entwickelt hat, deren positiver Nutzen bereits jetzt nach und nach sichtbar wird, und die noch bessere Zukunftsaussichten verspricht.

European Times: Was ist unter der Vorreiterfunktion der „Yuxinou"-Eisenbahnmagistrale zu verstehen?

Feng Haiyang: Seit August 2010 hat die Stadt Chongqing mit großer Unterstützung unseres Landes sehr tatkräftig darauf hingearbeitet, gemeinsam mit Regierungsbehörden und Unternehmen der Anrainerstaaten der Bahnstrecke einen reibungslosen, sicheren und effektiven Transportweg aufzubauen und als Vorreiter das Zollabfertigungsmodell „OneStop-Zolldeklaration, One-Stop-Inspektion, Zollabfertigung für die gesamte Strecke" umgesetzt; die Chongqinger Stadtregierung hat gemeinsam mit den Eisenbahngesellschaften von China, Deutschland, Russland und Kasachstan als „Vier Länder, Fünf Parteien" das Unternehmen Yuxinou (Chongqing) Logistics initiiert sowie ein IT-Kommunikationssystem zwischen den Schienenstrecken der einzelnen Länder und ein System zur schnellen Reaktion auf plötzlich auftretende Unfälle aufgebaut; zudem hat sie als erste einen einheitlichen Frachtbrief für die gesamte Strecke eingeführt sowie einheitliche Prozesse für beide Richtungen umgesetzt. Gemäß dem von zentraler Stelle für den Aufbauplan „One Belt, One Road" geplanten Top Level Design soll die Aufbauarbeit für „One Belt, One Road" in erster Linie dem Prinzip des gemeinsamen Austausches, des gemeinsamen Aufbaus und des gemeinsamen Nutzens folgen, und in positiver Weise die Entwicklungsstrategien der Anrainerländer der Strecke miteinander verbinden. In diesem Kontext ist die „Yuxinou" die erste von China initiierte chinesisch-europäische Transitverbindung mit den stabilsten Betriebsbedingungen, deren Entwicklung positive Effekte für die Durchführung der Schwerpunktprojekte, ausgehend von der Vernetzung der Infrastruktureinrichtungen, sowie auf die grundlegende Rolle und den Vorzeigeeffekt des Aufbaus von „One Belt, One Road", mit sich bringt.

European Times: Ministerpräsident Li Keqiang hat im diesjährigen Bericht der Regierung klar erklärt, dass der Aufbau von „One Belt, One Road" weiterhin tatkräftig vorangetrieben werden soll, um so eine neue Struktur für eine umfassende Öffnung zum Ausland hin aufzubauen. Welche Funktion können die chinesischen diplomatischen Vertretungen im Ausland bei diesem Aufbauprozess Ihrer Meinung nach übernehmen?

Feng Haiyang: Der chinesische Außenminister Wang Yi hat vor ein paar Tagen auf einer Pressekonferenz des Nationalen Volkskongresses und der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes die chinesischen Außenbeziehungen erläutert: für das eigene Land die Verantwortung übernehmen, für die Welt seine Pflicht erfüllen. Er sagte zudem, dass ein Schlüsselsatz für die chinesischen Außenbeziehungen 2015 lautet: „ein Schwerpunkt, zwei Hauptrouten", dabei ist der Schwerpunkt die umfassende Förderung von „One Belt, One Road". Die chinesischen diplomatischen Vertretungen im Ausland werden dabei, ohne die Ziele aus den Augen zu verlieren bzw. das große Vertrauen zu enttäuschen, im Geiste von " Nimmt man Stahl in die Hand, hinterlässt man Spuren. Tritt man auf Steine, hinterlässt man Mulden", bei der Förderung des Aufbaus von „One Belt, One Road" die Funktion eines Brückenkopfes übernehmen. Wir im Düsseldorfer Generalkonsulat stellen uns das folgendermaßen vor:

1. Die Besonderheiten betonen. Wie zuvor gesagt, verfügt Nordrhein-Westfalen über viele grundlegende Vorzüge wie eine hervorragende Lage sowie Ressourcen wie Infrastruktur, produzierende Industrie und Kultur etc., zudem hat es im Rahmen des Konzepts von „One Belt, One Road" mit China eine pragmatische Zusammenarbeit aufgebaut. Aufgrund dieser guten Ressourcen, und der schnellen Umsetzung von Ergebnissen hat es sich zur Hauptrichtung des von unserem Generalkonsulat geförderten bilateralen Ansatzes „in unterschiedliche Richtungen gehen, aber auf einer Wellenlänge funken", entwickelt. Wir wollen die politische Kommunikation mit der Regierung in unserem Konsularbezirk verstärken, Investitionen und Handel reibungslos gestalten, Entwicklungsumfeld und Investitionen chinesisch investierter Unternehmen weiter verbessern und optimieren, noch mehr chinesisch investierte Unternehmen bei der Ansiedlung und Expansion in Nordrhein-Westfalen unterstützen und so noch mehr Pfeiler für die Strategie „One Belt, OneRoad" schaffen. Gleichzeitig möchten wir die Eigeninitative der Akteure in der Region und der Stadt noch mehr entfalten, in einem noch breiteren Umfang eine Plattform für Austausch und Zusammenarbeit zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen aufbauen, kontinuierlich die korrespondierenden Bereiche der beiderseitigen Interessen ausweiten und anhand des Prinzips „vom Kleinen zum Großen" und „von der Linie zur Fläche" eine bilaterale Kraft beim Aufbau von „One Belt, One Road" formen.

2. Schwerpunkte setzen. Vor dem Hintergrund dessen, dass der Aufbau der „Yuxinou"-Eisenbahnmagistrale von Chongqing nach Duisburg eine Verkehrsader zwischen Asien und Europa eröffnet hat und so die derzeitigen chinesisch-europäischen Wirtschafts- und Handelskooperationen weiter vertieft wurden, wird diese Verkehrsverbindung die Entfernung zwischen China und Europa verkürzen und beide einander annähern, was für die 6 Länder und 12 Bahnhöfe, die sie durchquert, neue Entwicklungschancen mit sich bringt. Derzeit planen die Länder in diesen Bahnhöfen die Einrichtung von Freihandelszonen und Warendistributionszentren sowie die Entwicklung von Lagern und Logistik. Dies verstärkt die vernetzten Partnerschaftsbeziehungen, und führt dazu, dass der Aufbau von „One Belt, One Road" für die jeweiligen Länder einen gemeinsamen Boom mit sich bringt, und durch die internationale Verkehrsverbindung auf Basis der Schwerpunkt-Industrieparks für Wirtschaft, Handel und produzierende Industrie als Kooperationsplattformen aufeinander zugeschnittene strategische Konzepte für Korridore der internationalen wirtschaftlichen Kooperation zwischen den Ländern entstehen. Gleichzeitig sind wir uns absolut im Klaren darüber, dass es noch mehr Engagement und noch mehr Anstrengungen bedarf, um diesen Verkehrsweg noch solider, noch größer und noch stärker zu machen. Besonders die chinesisch-europäische Verbindung befindet sich derzeit noch in der Marktentwicklungsphase, nicht nur müssen der Bekanntheitsgrad und die Glaubwürdigkeit noch erhöht werden, auch das Problem der Lagerung der Güter für den Rückweg harrt noch seiner Lösung. Das Düsseldorfer Generalkonsulat wirbt derzeit mit großem Einsatz für die Besonderheiten und Vorzüge dieser Verbindung, unterstützt die weitere Verbesserung der Logistiknetze der jeweiligen Länder und verstärkt die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den inländischen Stellen und den Beteiligten innerhalb des Konsularbezirks, sodass die Transitverbindung der „Yuxinou"- Eisenbahnmagistrale für die Beteiligten noch mehr Nutzen in Form von beiderseitigen Gewinnen aus der Kooperation mit sich bringen und sich außerdem zu einer starken Unterstützung für den Aufbau des Wirtschaftsgürtels Seidenstraße entwickeln kann.

3. Die Basis konsolidieren. Die Vertiefung des Verständnisses und der Freundschaft der Völker ist eine stabile Basis und eine ständige Antriebskraft der Entwicklung der Beziehungen zwischen Ländern. Der Aufbau des Wirtschaftsgürtels neue Seidenstraße betrifft auch die Stärkung der Kooperation zwischen Ländern und Regionen in den Bereichen Bildung, Tourismus, Kultur usw.; für die Förderung des Austausches und der Freundschaft zwischen den Völkern ist erforderlich, dass sich die Räder Wirtschaft und Handel sowie Kultur gemeinsam drehen; das Augenmerk muss auf der Zusammenarbeit zum Nutzen der Menschen liegen, und die Kommunikation der Herzen gestärkt werden. Das Düsseldorfer Generalkonsulat wird weiterhin klar und deutlich für die Idee der gemeinsamen Entwicklung von „One Belt, One Road" sowie gemeinsame Außenbeziehungen mit dem Ziel des beiderseitigen Gewinns aus der Kooperation eintreten, und dafür werben und erklären, dass „One Belt, One Road" nicht etwa ein von China alleine gespieltes „Solostück", sondern eine von den Partnern gemeinsam gespielte „Symphonie" ist, in der kontinuierlich die Basis des Volkswillens und der Gesellschaft für den Aufbau von „One Belt, One Road" gefestigt wird.

 

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